Beiträge von ice_trey

    Gut eingeschätzt, irgendeine Lasius sp.

    Warum nicht Lasius niger?


    Ich gebe zu: Ich tue mich wahnsinnig schwer, die lapidar gesagt "Lasius niger Klone" irgendwie auseinander zu halten. Gibt einige Arten, die in Frage kommen und sich auf den ersten Blick ähnlich sehen. Bei Waldnähe z.B. häufig Lasius alienus. Gibt aber auch noch z.B. Lasius paralienus oder Lasius psammophilus (die werden oft stark physogastrisch).


    In jedem Fall ist deine Gyne claustral gründend, sieht man am Körperbau (korpulent, große Gaster), da wirst du nicht viel falsch machen können.

    Hi Karsten,


    also die letzten Tage habe ich im Landkreis Augsburg mehrfach (Servi-)Formica sp. aus dem Pool der Nachbarn gefischt, meistens nachmittags gegen 14-16 Uhr, knall sonnig, beinahe windstill. Seltener auch schon direkt Morgens ab ca. 8 Uhr.


    Letztlich ist ein sinnvolles Vorgehen: Die Nester möglichst eng überwachen - sieht man Tiere schwärmen, dann sucht man 1-2 Stunden später die Umgebung ab (nicht die Nester, die Gynen kommen nicht zurück!), weil dann die Schwarmflüge soweit abgeschlossen sind und die Jungköniginnen sich auf nestsuche befinden.


    Da Gynen gerne auch irrtümlich auf Wasserflächen landen, sind Pools, Teiche, Seen, usw. tatsächlich auch nicht dumm und man hat leichtes Spiel, die Tiere auf der Wasseroberfläche strampelnd zu entdecken. Habe schon mehrere so gerettete Gynen in die Haltung überführt.



    Falls es nicht klappt, kann ich dir sicherlich eine meiner 3 (noch unbestimmten) Serviformica überlassen, zwei sind aus 2022, eine aktuell gründend. Meine Frau schimpft eh schon über die Menge an RGs hier...

    Das ist auch wahr. Die Kammern, zumindest auf dem Foto, sind schon riesig. Letztlich sind Lasius niger nicht sehr anspruchsvoll. Aber natürlicher wären deutlich kleinere Kammern, eher so in der Riege 3cm lang, 1cm hoch. Maximum. Die Kammern in der Natur sind meist schon deutlich kleiner, als das, was wir in der Haltung so zusammenwursteln.


    Zudem müsste man noch erörtern, warum der Gips eigentlich so rissig ist. Das ist ja auch ein Risiko - ich hab mit dem Material leider allerdings gar keine eigene Erfahrung. LifeStyler bestimmt, oder? :winking_face:

    Klar, wenn du sie nicht halten magst, dann lass sie bitte einfach frei. Macht ja keinen Sinn, nur weil man sie zufällig gefunden hat :slightly_smiling_face:

    Edit 14.07.: Bitte dann aber schnell wieder frei lassen, da sozialparasitär gründende Gynen sich nicht selbst versorgen - sie sterben sonst nach wenigen Tagen allein meistens ab.

    Tatsächlich, sollte es eine Lasius umbratus sein, ist die Gründung bei Lasius niger erfolgsversprechend. Und die bekommt man quasi auch überall - du kannst einfach von einer Kolonie ca. 20 Arbeiterinnen absammeln und die zur Gründung nehmen. Mehr braucht es nicht. Das Problem, wenn man andere Arten nimmt, ist, dass die "Vergesellschaftung" dann zwar oft klappt, aber keine Eier gelegt werden oder aber es einfach nie Arbeiterinnen geben wird. Besser nimmt man also eine der natürlichen Wirtsarten.


    Zur Gründung am besten das RG mit den Lasius niger im Kühlschrank ca. 30 Minuten runterkühlen, senkt die Aggression. Dann einfach die beiden RGs verbinden, die Gyne macht den Rest allein. Attacken sind normal, nach ca. 30 Minuten sollten die Arbeiterinnen damit aufhören, die Gyne zu attackieren. Bitte nicht die Gyne einfach in das RG der Lasius niger geben, denn sie wird ein paar mal den Attacken ausweichen müssen und es später nochmal versuchen.


    Bei allen Fragen einfach zu uns kommen.

    Allerdings ist die Menge an Brut eher Bescheiden, ich konnte lediglich 3 Eier feststellen. Heute habe ich einen Erneuten Blick gewagt und musste wirklich suchen bis ich die Brut gefunden hatte. Gesehen habe ich 2 Larven.

    Das ist leider recht normal - man bekommt im Normalfall im ersten Jahr unter 10 Pygmäen. Du kannst auch Proteine anfüttern, um das ein bisschen anzukurbeln., dann wird es ggf. ein bisschen mehr von Anfang an.

    Hi Sedol,


    na dann mal ein herzliches Willkommen! :winken:


    Ich bin sowohl neu in der Ameisenhaltung, als auch in diesem Forum. (Vorab ich finde eure/diese Seite sehr schön gemacht und seriös wirkend)

    Lieben Dank. Ameisenhaltung.de ist eine der ältesten Plattformen zur Ameisenhaltung in der DACH-Region. Wir haben immer versucht, irgendwie am Ball zu bleiben., auch wenn solche Plattformen und Foren schon echte Dinosaurier sind... ergo, schön, dass du hierher gefunden hast und dass es dir gefällt!



    So jetzt zu meinem "Problem". Ich habe vor 4 Tagen eine weitere Ameise gefangen. Ich bin mir nicht mal sicher ob das eine Königin ist. Denke aber schon. Ich hab auch im Internet schon versucht etwas rauszubekommen. Habe mir da aber recht schwer getan. Und glaube das ich eine Ameise gefangen habe die ein anderes Ameisenvolk braucht.

    Da liegst du mit Sicherheit richtig, Glückwunsch zur Einschätzung und zum Fund. Man kann das relativ schnell einschränken - es ist eine Schuppenameise (Formicinae), Körperbau einer Lasius. Wenn man nun schaut, welche Lasius-Arten so bei uns existieren und dass die entweder claustral gründen oder sozialparasitisch, dann sieht man auch hier an der Körperform, dass es Letzteres sein muss.


    Denn die Gynen claustral gründender Lasius-Arten sind groß, eher plump, haben v.a. immer sehr große Gastern. Das ist für diese Art von Gründung auch richtig und wichtig.

    Die sozialparasitisch gründenden Arten sind eher klein, gedrungen, flink und die Gaster ist ziemlich klein.



    Die Fotos sind leider nicht so gut, weil die Auflösung des Motivs effektiv so gering ist. Aber mein erster Eindruck war Lasius fuliginosus und auf dem letzten Bild sieht man auch deren typischen schwarzen Glanz. Die Gründung erfolgt im Normalfall bei Lasius umbratus. Man würde das normalerweise vorbereiten, indem man z.B. eine eigene Lasius umbratus Kolonie hält und später eine Lasius fuliginosus Gyne bei einem abgespaltenen Teil der Kolonie einschleust. Denn die Wirtsart ist einfach sehr schwer zu finden in der Natur. Ebenso verhält es sich mit einigen anderer Chtonolasius-Arten, die sonst für die Gründung in Frage kämen. Und man muss diese ja auch wieder bestimmen... währenddessen läuft die Zeit für die Lasius fuliginosus Gyne, denn diese kann bzw. wird sich nicht selbst versorgen. Meine Erfahrung: Nach unter einer Woche erfolgloser Suche/Integration in eine Wirtskolonie sterben die Tiere ab.


    Ich habe selbst jahrelang versucht, Lasius fuliginosus Gynen stattdessen daher bei Lasius niger, Lasius flavus und Lasius cf. myops unterzubringen. Die Gynen schafften es zwar stets, sich in die Kolonie zu schmuggeln und akzeptiert zu werden, es erfolgte auch eine Eiablage. Aber Arbeiterinnen gab es nie - die Erfahrung haben leider viele Halter gemacht.


    Auch eine Gründung bzw. Adoption bei Lasius fuliginosus direkt blieb - jedenfalls bei mir - ohne Erfolg. Die Gyne wurde eigentlich eher ignoriert, als integriert.


    Man kann das schon versuchen - entweder eine Chtonolasius-Kolonie zu finden, oder aber die Gründung bei einer Ersatzart. Aber besser wäre es, man würde gesichert eine Lasius umbratus Kolonie vorhalten für den Fall eines Fundes von Lasius fuliginosus.


    Man findet die Art übrigens im Juni/Juli und später nochmal im September relativ häufig, wenn man weiß wo man suchen muss. Und da große Kolonien ohnehin ziemlich müffeln (der für die Art typische Dendrolasin und Undecan-Geruch, so ein bisschen süßlich-terpentinartig) will eine Haltung überlegt sein. Da Lasius fuliginosus aber in jedem Fall auf eine Wirtskolonie angewiesen ist, musst du überlegen, ob du irgendwie tätig wirst oder du lässt sie zur ihrem Wohle schnellstmöglich wieder frei :slightly_smiling_face:

    Generell werden Eier und eher jüngere Larven sehr gern als "Pakete" zusammengeklebt und auch grob nach Alter gestaffelt. So können sie optimal gepflegt und bei Gefahren sehr schnell viele Eier/Larven weggebracht werden. Ihre Oberfläche macht das auch möglich. Bei Puppen ist das so nicht mehr möglich, die liegen eher einzeln herum und werden auch einzeln transportiert. Liegt natürlich auch an der Größe.

    Hi Turtle Ants,


    die Eier sind oval, weißlich und glatt. Die frisch geschlüpften Larven sind leicht größer, ebenfalls weißlich. Ihre Oberfläche ist aber geriffelt und sie haben ein gekrümmtes Köpfchen. Manchmal sieht man bei Larven auch dunklere Stellen in der Mitte - das ist der Inhalt des Verdauungstrakts, der durchschimmert. Die Larven wachsen dann natürlich auch mit der Zeit, man erkennt sie also immer leichter schon anhand der Größe.


    Hier mal ein Schaubild: https://www.ameisenhaltung.de/entwicklung/


    Ansonsten hilft nur Lupe anschaffen. Gute Lupen mit 30-60x Vergrößerung gibt´s für 10-20€ bei diversen Versandhändlern :smiling_face:

    Hi ForceMaster,


    beim Überbrühen geht es nicht nur um Exoparasiten, sondern auch Endoparasiten (und Bakterien). Die wirst du mit Strom nicht abtöten können. Daher ist das kurze Überbrühen durchaus weiter sinnvoll.


    Die meisten dieser Klatschen sind übrigen so schwach, dass sie die Tiere nur lähmen. Bei Mücken geht das noch, aber Stubenfliegen o.Ä. werden nicht getötet.

    Hi Lillyfee,


    wenn bei den robusten Lasius niger so viele Arbeiterinnen sterben, liegt wohl ein Haltungsfehler vor (ohne Vorwurf).


    Das heißt, dass du uns bitte möglichst präzise auflistest, wie du die Ameisen hältst, ggf. auch inklusive Fotos. Erst dann können wir ggf. sagen, was du besser machen kannst.

    Bei den sehr hohen Temperaturen momentan kann sich schnell ein Hitzestau in Becken/Reagenzgläsern usw. bilden, was die Tiere äußerst schnell absterben lässt. Das wäre ein erster Ansatz, der mir sofort einfällt - die Tiere ggf. kühler zu stellen und keinesfalls irgendwo, wo die Sonne hinscheint.


    Kann ich von da wohl männliche umsiedeln oder wird das ein Gemetzel? :gong:

    Alles außerhalb der eigenen Kolonie ist bei Ameisen grundsätzlich feindlich. Du kannst also nicht einfach erwachsene Tiere übersiedeln. Egal ob Arbeiterinnen oder Männchen. Männchen zu übersiedeln macht ohnehin keinen Sinn, da diese keinerlei Arbeiten übernehmen.


    Du könntest aber Brut (v.a. Puppen) problemlos bei der einen Kolonie entnehmen und bei der anderen zugeben. Das nennt sich "Pushen" und ist innerhalb der Gattung in den meisten Fällen ohne jede Probleme möglich.

    Bleibe bei meiner Einschätzung. Habe heute selbst 2 Tetramorium sp. Gynen aus dem Pool des Nachbarn gefischt. Die hohe Anzahl an Eiern ist durchaus typisch für die. Wird bestimmt problemlos gründen, Glückwunsch zum Fund :smiling_face:

    Würde persönlich grundsätzlich eher abraten, für Menschen aufbereitete Nahrung wie Wurst etc. anzubieten, da die Inhaltsstoffe (Minimum Nitritpökelsalz, ggf. auch Konservierungs-/Feuchthaltemittel etc.) und ggf. Antibiotikareste in ihrer Wirkung auf Ameisen nicht einzuschätzen sind. Zudem ist eigentlich der bei Wurst sehr hohe Fettanteil für die Ameisen nicht relevant und verwertbar. Dann eher mal unbearbeitete Nahrung wie Hackfleisch oder Thunfisch (eigener Saft, kein Öl!) - wird oft, aber nicht immer, angenommen.


    Insekten sind aber grundsätzlich immer besser, da für die Ameisen im optimalen Ernährungsspektrum. Im Terraristikbedarf gibt´s Insekten (Heimchen, Grillen, Maden, Würmer, etc.) en masse. Entweder lebend (in dem Fall erstmal im Kühlschrank runterkühlen, danach ins Gefrierfach) oder gleich als Gefrierware gekauft (wird aber meist nur Express verschickt).


    Ergo: Man kann sich die leicht bevorraten.

    Danke für die Erklärung.



    Zum Thema Euthanasie bei Insekten habe ich auch seit längerem versucht mich etwas schlau zu machen, und die humanste Methode ist scheinbar, das Tier zunächst im Kühlschrank mind. 20 min abkühlen lassen, und erst dann ins Eisfach.


    In Studien an Kröten (die ja auch wechselwarm sind) konnten bei dieser Methode, während der Prozedur, keine Veränderung der Hirnströme festgestellt werden.


    Wer also sicherstellen will daß auf keinen Fall mehr Leid entsteht (wenn man zu der Fraktion gehört die glaubt, daß Insekten auch nur annähernd so etwas empfinden können), sollte, soweit ich das recherchieren konnte, die Kühlschrank+Eisfach Methode wählen.

    Das finde ich einen sehr schönen Ansatz von dir. Tatsächlich ist das ja ein Forschungsfeld - aber ein unheimlich Schwieriges, weil man die Insekten ja nun kaum nach ihrem Befinden befragen kann und es - im Gegensatz zu vielen Wirbeltieren, auch nicht so leicht erkennt, z.B. an Körperhaltung, Verhalten usw.


    Nach allem, was man so über die letzten Jahrzehnte herausgefunden hat, ist das vermutlich auch bei jedem Insekt anders, gerade eusoziale Insekten sind da wohl auch etwas voraus.


    Ich kann es dir v.a. zu Ameisen sagen, will es aber möglichst kurz halten, weil es eigentlich nicht zum Thread-Thema passt (wir können das aber gerne auch in einen eigenen Thread auslagern, gib Bescheid :winking_face:) und außerdem schon sehr komplex ist (also Fragen wie "Was ist überhaupt Bewusstsein, was sind Empfindungen, ...?"



    Ein paar Beispiele, ohne jede Vollständigkeit:

    • Ameisen haben in jedem Fall ein Selbstbewusstsein und Körperbewusstsein (Ich bin Ich, Das dort bin nicht Ich/Ich bin an Ort XY im Raum/...)
    • Isoliert man Ameisen von der Kolonie (Studie Uni Mainz aus 2021), dann verändern sie - auch nach Isolationsende - ihr Verhalten v.a. in drei Punkten: Sie erhöhen die Dauer des Kontakts mit Brut. Sie senken die Zeit der Selbstpflege. Nach Ende der Isolation sind sie weniger an Nestgenossinnen interessiert; Zudem: Gene, die in Zusammenhang mit der Funktion des Immunsystems und der Stressreduktion zusammenhängen werden deutlich weniger aktiviert; Das Immunsystem wird in der Folge geschwächt, die Tiere stehen unter Stress; Meine eigene Beobachtung (leider): Die Tiere werden teils sehr inaktiv. Es sterben auch Tiere trotz Futter/Wasser einfach ab binnen weniger Tage
    • Ameisen retten verletzte Koloniemitglieder. Dazu muss man nicht mal weit ins Ausland schauen: Auch unsere Waldameisen machen das sehr aktiv. VerletzteTiere werden aktiv von anderen Arbeiterinnen aus der Gefahrenzone Richtung Nest geschafft und zwar durchaus mit hoher Priorität. Dort werden sie dann wohl auch gepflegt (Wunden belecken, denn Ameisen produzieren eine Reihe antimikrobieller Substanzen in ihrer einzigartigen Metapleuradrüse). Das bedeutet: Sie müssen ja irgendwie erkennen, dass die anderen Arbeiterinnen Schaden genommen haben und irgendwie sagt ihr Instinkt auch: Die ist wertvoll, die muss man retten. Das ist schon ein sehr komplexer Vorgang. In Afrika gibt´s eine Art die sogar gezielt Amputationen von infizierten Gliedmaßen durchführt. Klingt verrückt, ist aber 2022 entdeckt worden (Uni Würzburg)
    • Schmerzempfinden: Dieses ist wohl andersartig als unseres. Kürzlich habe ich selbst erst eine Camponotus herculeanus Jungkönigin OHNE Gaster vollkommen unbeeindruckt durch die Gegend laufen sehen. Das wäre für ein Wirbeltier vollkommen unmöglich. Werden Ameisen verletzt, krampfen sie durchaus, aber nach kurzer Zeit erscheinen sie wieder wie normal. Insekten haben soweit bekannt keine Nozizeptoren, die bei Wirbeltieren u.a. elementar für das Schmerzempfinden sind. ABER: Bei Versuchen mit Fruchtfliegen hat man herausgefunden, dass diese nach einer Verletzung hypersensibel gegenüber Schmerzreizen wie Hitze usw. bleiben, selbst nach Abheilen der Wunde. Die zugrundeliegenden Mechanismen ähneln stark denen, die man beim Menschen für chronische Schmerzen verantwortlich macht
    • Zudem: Schmerz ist nicht gleich Unwohlsein oder die Empfindung von anderen, negativen Reizen. Ameisen und andere Insekten können durchaus sehr deutlich Hitze, Elektrizität oder chemische Stoffe spüren und aktiv vermeiden, wenn sie damit ungewollt in Kontakt gekommen sind. Sie haben auch mit Sicherheit Rezeptoren für das Empfinden von Druck und Berührung - das kann auch zu Missempfindungen führen. Ameisen merken selbstverständlich, dass sie gequetscht werden und reagieren auch darauf mit Aggression und Fluchtversuchen. Sie vermeiden sehr aktiv alle solche Missempfindungen auslösenden Stoffe oder Areale etc.


    Da die Nervenaktivität bei wechselwarmen Tieren mit dem Abkühlen stark absinkt, ist aber wie du schreibst davon auszugehen, dass der Vorgang noch mehr oder weniger human ist. Die Tiere bekommen das Sterben vermutlich nicht wirklich mit.


    Das Abbrühen ist bei relativ kleinen Insekten ebenfalls vermutlich recht human, da der Tod binnen kürzester Zeit eintritt. Ein kleines bis mittelgroßes Heimchen in kochend heißem Wasser ist z.B. sofort tot. Allerdings gilt das nicht für größere Insekten. Eine ausgewachsene Heuschrecke oder große Schabe strampelt gerne mal noch mehrere Sekunden herum - für mich persönlich wäre das vollkommen inakzeptabel.

    Hallo Jok3er,


    Willkommen auf Ameisenhaltung.de :winken:


    und habe mich gefragt ob ich dort 2 ameisenrassen halten könnte (Lasius niger und Myrmica rubra) da es ein sehr großes Becken ist

    Nein, das wird mit diesen beiden Arten (Rassen ist nicht der richtige Begriff) nicht funktionieren, auch nicht in einem großen 240l Becken. Grund ist, dass v.a. Lasius niger äußerst dominant und territorial ist. Aber auch Myrmica rubra ist im Bedarfsfall sehr wehrhaft. Beide Arten kollidieren in freier Natur gerne miteinander. Ergo wird es mit Sicherheit irgendwann Krieg zwischen beiden Kolonien geben, ggf. auch mit der Auslöschung einer Seite. Etwas, das wir in der Haltung sicherlich nicht anstreben. Denn du übernimmst die Verantwortung für Lebewesen, ergo - egal ob Insekt, Katze oder Echse: Du bist dafür verantwortlich, ihnen ein sicheres und artgerechtes Leben zu garantieren. Zwei aggressive Arten zusammen zu halten ist also nicht möglich.


    Du könntest allerdings eine der beiden Arten zusammen mit einer sehr defensiven Gattung wie Temnothorax oder Leptothorax halten. Diese sind sehr zurückhaltend und werden auch nicht als direkte Konkurrenz wahrgenommen. In der Natur sieht man gerne mal Lasius oder Myrmica mit dieser Gattung "zusammen", sie belaufen also die selben Wege zu Nahrungsquellen etc. und ignorieren sich weitestgehend.



    und eine Gottesanbeterin wollte ich auch noch irgendwann hinein tun zur populationskontrolle.

    Aus zwei Gründen keine gute Idee und nicht sehr durchdacht. Erstens: Erstmal musst du so weit kommen, dass du überhaupt eine Bestandskontrolle braucht, da wirst du schon einige Jahre beschäftigt sein, wenn es gut läuft :winking_face:

    Man stellt sich immer vor, das würde alles schon von alleine laufen. Aber in Realität ist die Ameisenhaltung nicht so einfach. Im ersten Jahr wirst du nur wenige Tiere haben, im zweiten, dritten vielleicht mal endlich die 100 Arbeiterinnen knacken. Der Großteil der Kolonie bei kleinen Völkern sitzt dabei gerne einfach Zuhause - denn sie vermeiden unnötige Außenaktivitäten.


    Dann geht es relativ steil bergauf, bis du ein paar tausend Tiere hast. Die Kolonien bleiben bei den meisten Arten weitaus kleiner, als die in der Natur. Und der Weg überhaupt mehrere Jahre zu schaffen, ist steiniger, als die meisten Einsteiger denken.


    Zweitens wäre wohl eher auf Dauer die Gottensanbeterin gefährdet. Denn wenn es um Bestandskontrolle geht, dann müssten die Ameisenkolonien ja schon stattlich groß sein - sie würden ohne Probleme die Gottesanbeterin attackieren und ggf. auch töten. Sollte wirklich irgendwann eine Bestandskontrolle nötig sein, dann reduziert man einfach die Proteinzufuhr - und schon kommen deutlich weniger Tiere nach.


    Von solchen Experimenten bitten wir also den Tieren zuliebe wirklich Abstand zu nehmen. Wir können in der Ameisenhaltung nicht einen Naturraum simulieren, also mit dutzenden Arten in einem Becken. Dafür ist der Platz einfach viel zu beschränkt. Die Territorien von Ameisenkolonien können in der Natur dutzende Quadratmeter umfassen - keine Chance, das zuhause abzubilden. In dem geringen Platzangebot ist dafür aber das Risiko ungewollter Begegnungen und Gefahren sehr hoch, wenn man wahllos diverse Arten zusammen schmeißt. Es gibt aber natürlich schon Möglichkeiten, daher gleich zu deiner nächsten Frage:


    dann wollte ich auch noch fragen was da noch alles mit rein muss mit die Erde uns so sauber gehalten wird zb kellerasseln und sowas

    Du kannst Asseln problemlos ins Becken geben, da diese von den Ameisen meistens in Ruhe gelassen werden. Kellerasseln sind wegen ihres harten Panzers für Ameisen kaum zu knacken, eher bereits sterbende oder tote Tiere werden angegriffen und als Beute ins Nest gebracht. Im Fall von weißen Asseln (gibt´s als Zuchtansatz bei vielen Terraristikshops) werden diese ggf. sogar im Nest geduldet. Diese Asseln leben in der Natur oft bei Ameisen und bedienen sich dort an Futterresten. Sie sind für die Kolonien komplett ungefährlich - andersherum gilt das meistens auch.



    Wenn man noch etwas Leben ins Formicarium bringen will, könnte man dieses auch gut mit Pflanzen (Bio/unbehandelt oder ungeschützte Arten aus der Natur, denn die aus dem Gartencenter sind oft mit Insektiziden belastet!) besetzen und diese erstmal gut wachsen lassen. Und dann ggf. mal schauen, was passiert, wenn man ein paar Blattläuse einbringt. Lasius niger und Myrmica rubra halten sich Blattläuse aktiv als "Vieh". Das funkti0niert in kleinen Maßen im Formicarium auch, man muss allerdings den Bestand dann wirklich kontrollieren - denn die meist doch eher kleinen Pflanzen werden von den Blattläusen schnell stark geschädigt.



    Am Ende würde ich dir gern noch unseren Wegweiser zum eigenen Volk (Link) ans Herz legen, um dich noch etwas besser über die Ameisenhaltung und deren Anforderungen zu informieren. Wir sind natürlich gern bei allen Fragen da.

    Bei mir hat es mal behauptet, Formica rufa könnten ihre Körper aufheizen, um Schlangen zu vertreiben :ant::snake::grinning_face_with_smiling_eyes:


    Auf Anfrage für eine Quelle gab es durchaus einen Verweis auf eine angebliche wissenschaftliche Veröffentlichung eines Dr. XY - gefunden hab ich die aber nirgends. Muss nichts heißen, weil solche Arbeiten teils nicht für jedermann zugänglich sind. Der Titel der Arbeit ließ aber auch eher darauf schließen, dass es um das Aufheizen des Körpers (z.B. während der Sonnungen im Frühjahr) geht.



    Man muss allerdings sagen - korrigiere mich gern, falls du schon ChatGPT 4 verwendest (ist die Bezahlversion), dass die 3er-Version weitaus schlechter ist. Die 4er soll sogar wissenschaftlich schreiben können und deutlich bessere Ergebnisse liefern. Da darf man gespannt sein, wenn die für jedermann veröffentlich wird.


    Die Entwickler haben selbst eingeräumt, dass die 3er-Version sehr anfällig ist, Falschinfos zu erfinden und sogar angebliche Quellen.