Exoten – nicht-einheimische Ameisenarten

4.1 Exoten – nicht-einheimische Ameisenarten



Als exotische Ameisenarten werden eigentlich hauptsächlich jene Arten bezeichnet, die aus vor allem tropischen Gebieten stammen und ganz andere klimatische Bedingungen benötigen, als unsere mittel- oder zum Teil auch südeuropäischen Arten. Diese allgemeine Definition soll hier aber der Einfachheit halber etwas erweitert werden: als exotische Ameisenarten sollen hier all jene Arten verstanden werden, welche in einem Bestimmten Gebiet (z.B. in Deutschland) nicht in der Natur vorkommen. Die Ameisenhaltung hat in den letzten Jahren einen ziemlichen Aufschwung erlebt. Tiere, die vorher hauptsächlich als „Ungeziefer“ gesehen wurden, sind auf einmal interessante Haustiere geworden. Dieses Interesse beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Arten, die vor unseren Haustüren herumlaufen, sondern auch auf Arten, die in unseren Breiten nicht anzutreffen sind (z.B. einige Atta- oder Acromyrmex-Arten, die in manchen Gebieten sehr häufig vorkommen). Gerade für Anfänger ist der scheinbare Hauptvorteil sofort klar: viele dieser Tiere benötigen, wie schon in einem vorangegangenen Kapitel besprochen, keine oder nur eine kürzere Winterruhe als unsere einheimischen Ameisen, die auf eine 5-monatige Pause angewiesen sind, in der man quasi nichts von seinen Schützlingen hat. Dieser vermeintliche Vorteil trügt: gerade am Anfang ist es völlig normal, Fehler zu machen. Oftmals müssen gewisse Teile der Anlage repariert werden oder erweisen sich als unpraktisch. Auch die Handhabung der Ausbruchsicherung kann am Anfang noch unsicher sein und kann daher ein vollständiges Auswechseln zur Folge haben und manchmal stellt man auch fest, dass einem die Gestaltung der Anlage nach einiger Zeit dann doch nicht mehr so gut gefällt. Daran lässt sich der Vorteil einer Haltungspause gerade für Anfänger sehr leicht zeigen, denn in einem bewohnten Formicarium sind Schönheitsreparaturen oder ein komplettes Entfernen und Auswechseln des Ausbruchschutzes natürlich in den meisten Fällen ausgeschlossen.

Ein weiterer Irrtum ist, dass nur Exoten hoch interessante Verhaltensweisen zeigen. Oft finden Einsteiger in dieses Hobby einheimische Arten sogar langweilig, gewöhnlich oder uninteressant. Von den vielseitigen Verhaltensrepertoirs mitteleuropäischer Arten, die unter tropischen Arten kaum vorkommen (z.B. der "Sklavenhaltung"), wissen die Wenigsten. Ferner ist vielen nicht bewusst, dass exotische Ameisen auch eine Menge Arbeit bedeuten: klimatische Bedingungen wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur müssen immer stimmen, einige Exemplare haben was das angeht eine sehr geringe Toleranz. Hinzu kommt, dass einige Arten sehr schwer zu handhaben sind, sich extrem vermehren oder sogar gesundheitlich bedenklich sind. Kurzum: viele Arten, so interessant sie auf den ersten Blick sein mögen, sind absolut geeignet, einem unerfahrenen Halter in kürzester Zeit buchstäblich über den Kopf zu wachsen. Daraus können viele Gefahren hervorgehen, von welchen ich die Wichtigsten im Folgenden kurz ansprechen möchte. In erfahrenen Händen ist die Exotenhaltung eine hoch spannende Angelegenheit und dagegen ist absolut nichts einzuwenden.

Man sollte schon einige Jahre mit der Ameisenhaltung von mitteleuropäischen- oder südeuropäischen Arten zu tun gehabt haben. Es gibt natürlich auch exotische Arten, die nicht so hohe Anspruche in der Haltung vorweisen, aber auch hier sollte man sich ausreichend informiert haben. Am besten in Foren oder wie ich empfehlen kann, bei anderen Halterinnen und Halter, die schon ein paar Jahre Ameisen halten, denn diese kann man mit Fragen gerne mal durchlöchern. Wenn man mit den Exoten anfängt, ist es ratsam eine weniger schwer zu haltende Art zu nehmen, damit die oben genannten Probleme nicht zutreffend werden und weder für das Tier, noch für den Halter,… eine Gefahr besteht.

Ein kleiner Wegweiser zum eigenen Volk

Einleitung

2.Ameisenhaltung im Allgemeinen

2.1 Warum eigentlich Ameisen?
2.2 Die Ameisenhalterin, Der Ameisenhalter

3.Die Ameisenhaltung im speziellen

3.1 Winterruhe
3.2 Das Formicarium
3.3 Das Nest
3.4 Die Arena
3.5 Die Einrichtung
3.6 Die Ausbruchssicherung
3.7 Futter
3.8 Das erste Volk
3.9 Stress
3.10. Winterruhe

4. Gefahren durch Ameisenhaltung

4.1 Exoten
4.2 Biologische Invasion
4.3 Parasiteninfektion
4.4 Intraspezifische Homogenisierung
4.5 Fazit